Die Geschichte des Kieler Schlosses im Zeitraffer
Ein Film von Christian Onnasch
bitte hier klicken
Das Kieler Schloss
Die Geschichte des Kieler Schlosses lief wechselhaft, aber selten spektakulär. Als Witwensitz und Nebenresidenz der Gottorfer Herzöge lag es gewissermaßen im Windschatten der Ereignisse. Die Existenz war oft genug durch Verfall oder Brandkatastrophen bedroht, Umbauten veränderten es schon im 18. Jahrhundert bis zur Unkenntlichkeit.
Existenz seit 1230
Die Existenz des Kieler Schlosses geht auf die Stadtgründung der Schauenburger Grafen in den 1230er Jahren zurück, die Siedlung "Tom Kyle" sollte den Lübeckern das Handelsmonopol auf der Ostsee streitig machen.
Abbruch und Neubau 1502
Zum Schutz der Siedlung wurde auf steiler Moränenkuppe direkt am Fördeufer eine Burg errichtet. Von dieser mittelalterlichen Burg ist nichts erhalten und nur spärliche Nachricht überliefert. Sie wurde um 1502 auf Veranlassung Herzog Friedrichs, des Gründers des Hauses Gottorf, abgebrochen, um einem respektablen Neubau Platz zu machen.
Erweiterung 1558-1568
Ein halbes Jahrhundert später errichtete Friedrichs Sohn Herzog Adolf einen weiteren mächtigen Bau unmittelbar daneben mit reichem Giebelschmuck, zierlichen Erkern an der Wasserseite und zwei Türmen an der Landseite.
Gründung der CAU 1665
Ein bedeutendes historisches Ereignis spielte sich im Schloss 1665 ab: Hier fand die Gründungsfeier der Kieler Universität, der Christiana Albertina, statt. Herzog Christian Albrecht ließ in jenem Jahr die schon von seinem Vater geplante Idee einer Gottorfer Landesuniversität von seinem tatkräftigen Kanzler Kielmannseck unter großem Gepränge in die Tat umsetzen.
Einsturz und Neubau 1695-1697
In diesen Jahren wurde für die Herzogin Friderica Amalia an der Stelle des zehn Jahre zuvor eingestürzten Friedrichsbaues ein etwas nüchterner Neubau durch den Festungsbaumeister Domenico Pelli errichtet. Auf ihn geht der jetzige, fälschlich so genannte "Rantzaubau" zurück. Die innere Ausstattung muss den überlieferten Quellen nach ungemein prächtig gewesen sein.
Instandsetzung 1763 durch Katharina die Große
1763 ließ Katharina die Große, Zarin von Russland und zugleich Herzogin von Gottorf, durch den Baumeister Ernst Georg Sonnin das damals schon seit Jahrzehnten vor sich hin rottende Schloss instandsetzen. Dabei verschwand aller Äußerer Renaissanceschmuck. ein Teil der Gewölbe, darunter das von hohen Granitsäulen getragene der Schlosskapelle, wurden durch schlichte Stuckdecken ersetzt. Das kostbare Inventar der Kapelle (eine entfernte Vorstellung darüber gibt die Gottorfer Schlosskapelle) fiel einem Brand im Jahr 1838 zum Opfer.
Niedergang der Gottorfer Herrschaft 1773
Mit einem weiteren Ereignis ging das Kieler Schloss in die Geschichte ein: hier fand die Gottorfer Herrschaft nach langem Niedergang ihr formelles Ende. Nach dem Verzicht der Zarin Katharina auf ihre Ansprüche in Schleswig-Holstein wurde am 16. November des Jahres 1773 auf dem Schloss zu Kiel der Übergabeakt an die dänische Krone vollzogen.
1888-1918 Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preußen
Eine letzte Glanzzeit erlebte das Schloss in den Jahren 1888-1918 als Dienst- und Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preußen, des Bruders Kaiser Wilhelms II., der als Großadmiral im Ersten Weltkrieg Inspekteur der Marine war und sich bei der Kieler Bevölkerung großer Popularität erfreute.
Vollständige Zerstörung 1944
Das alte Kieler Schloss, das am 04.01.1944 nach einem Bombenangriff ausbrannte, war einmal eines der bedeutendsten Bauwerke der Renaissance in Schleswig-Holstein und zugleich mit seinen zahlreichen, spätgotischen gewölbten Säulen im Innern eine letzte, ungemein imposante Manifestation mittelalterlicher Baukunst im Lande.
Städtebauliche Neuordnung der Kieler Innenstadt und des Fördeufers
Die städtebauliche Neuordnung der Kieler Innenstadt und des Fördeufers schuf die Voraussetzung für ein Kulturzentrum in zentraler Lage zwischen dem Regierungsviertel und der Altstadt. Das Land Schleswig-Holstein stellte als Bauherr das Raumprogramm auf. Es sah einen großen Konzertsaal, einen Mehrzwecksaal für Vorträge, Musikveranstaltungen, Bankette, Empfänge usw., ein Schlossrestaurant, die Unterbringung der Historischen Landeshalle der Landesbibliothek sowie die Schaffung von Büroräumen für die Landesdenkmalpfleger, die Landesbildstelle und das Landesarchiv vor. Dazu kamen Räumlichkeiten für die Unterbringung der Volkshochschule der Stadt Kiel. Der NDR erweiterte das Programm durch mehrere Tonstudios und Regieräume in Verbindung mit dem großen Konzertsaal. Später kam das Fernsehstudio hinzu.
Architektenwettbewerb 1957
Im Jahre 1957 wurde ein bundesweiter Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Es gingen 54 Entwürfe ein. Das Preisgericht verlieh den Architekten Sprotte und Neve, Hamburg, den ersten Preis. Die Diskussion der fünfziger Jahre um die Erhaltung und Rekonstruktion oder Erneuerung in zeitgemäßen Formen mündete in einem Kompromiss: der einigermaßen unbeschädigte Westflügel des Pelli-Baus wurde saniert, alle Übrigen Teile abgebrochen, eine später vielfach kritisierte Lösung, die aber zumindest die markante städtebauliche Dominanz des alten Schlosses wahrte.
Einweihung im Mai 1965
Am 31.05.1965 fand die Eröffnungsfeier des Kieler Schlosses statt. Die städtebauliche Neuordnung der Kieler Innenstadt wurde wie geplant umgesetzt.
Textauszüge bis 1944 von Dr. Deert Lafrenz
Landesamt für Denkmalpflege S.-H.